Quereinsteiger

Mein Kind geht in eine Regelschule – kann es in die Neue Schule wechseln?

Für ein Kind, das gewohnt ist, sich in den Strukturen der Regelschule zurecht zu finden, ist es nicht leicht, in eine reformpädagogische Einrichtung zu wechseln. So einen Wechsel befürworten wir nur in Ausnahmefällen.

eiVöllig andere Zugänge und Erwartungen

Was in der Regelschule von einem Kind erwartet wird, unterscheidet sich stark von dem, was es in einer reformpädagogischen Schule leisten soll:

  • Wenn Kinder gelernt haben, sich vorrangig auf das einzustellen, was ein anderer ihnen vorgibt, haben sie häufig verlernt, ihre eigenen Interessen zu verfolgen und konsequent, bis zu einem zufriedenstellenden Ergebnis, an ihnen dran zu  bleiben.
  • Wenn sie erfahren haben, dass ein freier Meinungsaustausch mit anderen Menschen beim Lernen unerwünscht ist, werden sie oft Schwierigkeiten haben, sich ihr Wissen durch „Teamwork“ zu erarbeiten und eher dazu niegen ihre Arbeiten zu „verstecken“. 
  • Wissen Kinder, dass gute Noten durch das Überflügeln der anderen errungen werden, werden sie Bedenken haben, ihr Wissen anderen zur Verfügung zu stellen und anderen zu helfen.
  • Hat ein Kind bereits erfahren, dass andere seine Lerninhalte bestimmen, so wird es sich schwerer tun, selbst die Verantwortung für seinen Wissenserwerb zu tragen und die Initiative zu übernehmen. 
  • Hat ein Kind über Jahre hinweg einen Teil seiner Schulzeit damit verbracht „wegzudämmern“ und Mitarbeit vorzutäuschen,  kann es Probleme damit haben, zu tatsächlicher Konzentration, Initiative und aktivem Mitdenken zurück zu finden. 
  • Ist ein Kind bereits daran gewöhnt korrigiert, beurteilt und klassifiziert zu werden, Fehler zu fürchten und Dinge nicht aus eigenem Interesse, sondern für andere zu tun, so kann es ihm schwer fallen, angstfrei auf Neues zuzugehen und bei Unklarheiten offen nachzufragen.
  • Wurden Kinder zu oft gemaßregelt, so können sie sich meist schwer auf ein Umfeld einstellen, in dem es wenig Kontrolle und keine Strafen gibt und in dem Rücksichtnahme auf Jüngere oder Schwächere und Achtsamkeit im Umgang mit der Umgebung grundlegende Voraussetzungen sind.
  • Wurden sie zu oft wegen eines Fehlers verspottet, so fällt es ihnen oft schwer Fehler – bei sich und bei anderen – zu respektieren und als Chance zu sehen. Manchmal fehlt ihnen die Erfahrung im wertschätzendem Umgang. 
  • Haben sie zu lange miterlebt, dass Leistung einen niederen Stellenwert hat, Leistungsbereitschaft keine Anerkennung findet und gute Schüler sogar verspottet werden („Streber“), dann tun sie sich manchmal schwer damit, ihre natürliche Neugierde und ihren angeborenen Lerndrang wieder zu entdecken. 

Sensibles Gruppengefüge

Sind Kinder es gewohnt, nur dann Regeln einzuhalten, wenn sie von einem Erwachsenen beaufsichtigt werden, so bedarf es oft einer langen Umstellungsphase bis sie Selbstdisziplin und Eigenverantwortung erlernen. Oft können sie nicht damit umgehen, einen Teil der Zeit alleine zu sein. Sie schaffen es nur im seltensten Fall, die Arbeitsatmosphäre und die Ordnung aufrecht zu erhalten und Dinge sorgsam zu behandeln.

Haben – gerade Buben – gelernt ihre Konflikte mit den Fäusten zu regeln oder ihre Schwierigkeiten durch provozierendes Benehmen zu kaschieren, dann ist eine Verhaltensänderung oft sehr schwierig und langwierig. 

Eine Gruppe von Kindern, in der ein liebevolles Miteinander herrscht, ist ein über Jahre gewachsenes, sensibles Gefüge. Unsere Kinder sind ein seit Jahren eingespieltes Team. Schon ein einziges Kind, das rebelliert oder sich schwer einfügt, kann eine negative Dynamik auslösen und das Gesamtgefüge empfindlich stören. 

Wechsel genau überlegen

Aus all diesen Gründen sind wir bei der Aufnahme von Quer-Einsteigern sehr vorsichtig, vor einer Aufnahme sind ausführliche Gespräche mit Eltern und Kindern und eine ausgedehnte Probezeit notwendig.

Den Eltern muss klar sein, dass es dauern kann, bis das Kind einen positiven Zugang zum Lernen findet, besonders, wenn es bereits negative Schulerfahrungen gesammelt hat. Sie müssen bereit sein, dem Kind Zeit zu geben. Eltern empfehlen wir, sich vorerst eingehend in unsere Form der Pädagogik einzulesen (siehe Literaturhinweise). Nur, wenn auch sie bereit sind, sich auf einen Weg der respektvollen Begleitung zu begeben, kann dieser Weg auch für ihr Kind erfolgreich sein.