Dokumentation und Zeugnis

Die Dokumentation des Entwicklungsfortschritts eines Kindes ist bei uns grundlegend anders als in herkömmlichen Schulen. Am Ende des Schuljahres werden den Eltern mehrseitige Entwicklungsberichte vorgelegt, in denen nachgelesen werden kann, womit sich das Kind im Laufe des Jahres beschäftigt hat, was es schon gut kann und wo es noch etwas nachzuholen oder zu vertiefen gibt. Zusätzlich gibt es einfache Zeugnisse, die wir ausstellen müssen, um die Vorgaben des Gesetzgebers zu erfüllen. Im Laufe des Schuljahres können jederzeit Gespräche der Eltern mit den PädagogInnen stattfinden. Wir wünschen uns, dass die Eltern sich melden, wenn Unischerheiten auftreten. Einer der wichtigsten Grundlagen ist auch das gegenseitige Vertrauen, dass jeder das Beste für das Kind möchte und sein Bestes gibt.

Dokumentationen

Das sind Berichte, die nur für die Eltern bestimmt sind und die keinen offiziellen Charakter haben. Hier ist vermerkt, wie die PädagogInnen das Kind wahrnehmen und wie seine Entwicklungsschritte aussehen. Das sind sehr ausführliche Beschreibungen, in denen die Arbeiten der Kinder und ihr Verhalten für deren Eltern erklärt werden.

 

Zeugnisse

Unsere SchülerInnen bekommen auch Zeugnisse, die den Vorgaben der öffentlichen Hand entsprechen und mit denen wir den gesetzlichen Verpflichtungen nachkommen. In der Primaria sind es einfache Formulare in denen nur angemerkt, ob das Kind die Schulstufe positiv abgeschlossen hat und berechtigt ist, in die nächste Schulstufe aufzusteigen. In der Sekundaria gibt es Zeugnisse mit einer etwas ausführlicheren verbalen Beurteilung. Notenzeugnisse dürfen wir keine vergeben, sondern nur verbale Beurteilungen.

 

Anerkennung unserer Zeugnisse

Da sie nur verbale Beurteilungen enthalten dürfen, sind unsere Zeugnisse nicht in die herkömmlichen Schemata einzuordnen, nach denen weiterführende öffentliche Schulen oft vorgehen. In den Schulen der Umgebung, die uns kennen, sind unsere AbsolventInnen hoch geschätzt und werden sehr gerne genommen. Mit ihnen haben wir nur beste Erfahrungen. In anderen Schulen müssen Kinder Aufnahmeprüfungen absolvieren. Das sehen wir nicht als Problem, weil es bisher noch keinen Fall gegeben hat, wo ein Kind diese Prüfung nicht bestanden hat.

Ein Mal waren wir mit einer groben Ungerechtigkeit konfrontiert: Zwei unserer AbsolventInnen haben die Aufnahmeprüfungen in der „Grafischen“, HTL in der Leyserstraße in Wien, souverän (mit Bestnoten) gemeistert, zum Zeitpunkt der Prüfung waren aber bereits alle Plätze an SchülerInnen mit „normalen“ Zeugnissen vergeben. Die Jugendlichen wurden auf eine Warteliste gesetzt, weil die HTL abwarten wollte, wie im September die Ergebnisse der Nachprüfungen ihrer eigenen SchülerInnen aussehen würden. Unsere Kinder haben den ganzen Sommer lang gehofft, aber dann nie wieder etwas von der Schule gehört. Auch solche Schulen gibt es also, aber glücklicherweise auch genügend andere, die unsere Kinder mit offenen Armen aufnehmen.

 

Konflikte mit Eltern rund um Zeugnisse

In der Sekundaria vermerken wir in den Zeugnissen, welchen Standard das Kind erfüllt: Ob es das Niveau einer Mittelschule hat oder das einer AHS. Das ist wichtig, damit die Eltern wissen, ob sich das Kind auf dem Weg in eine höhere Schule (mit Matura) befindet, oder ob es eher dabei ist, sich auf eine Lehre vorzubereiten. Das ist ein zentrales Kriterium, wenn es darum geht, sich Gedanken über den weiteren Bildungsweg eines Kindes zu machen. Zwischen den beiden Schulformen – Gymnasium und Pflichtschule – gibt es nämlich enorme Unterschiede, zwischen den beiden Kompetenz-Niveaus liegen Welten.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass alle Eltern, wenn ihre Kinder in die Schule einsteigen, die Meinung vertreten, dass ihre Kinder nicht unbedingt Matura machen und studieren müssen. Eltern von Sechsjährigen meinen grundsätzlich, das sei alleine die Entscheidung des Kindes, man habe hier gar keinen falschen Ehrgeiz, man werde sehen, wie das Kind sich entwickelt und welche Interessen es verfolgt, keinesfalls werde man es in eine weiterführende Schule pressen, wenn das nicht seinen Talenten entspricht.

Leider ändert sich das oft im Laufe der Jahre. Kommen die Kinder in die Sekundaria, erwarten Eltern auf einmal doch, dass das Kind die Reife für eine höhere Schule bestätigt bekommt. Das ist schade bei Kindern, die offenslichtlich ganz andere Begabungen haben als die des Lernens. Es gibt hunderte mögliche Bildungswege und unzählige, in denen junge Menschen Erfolgserlebnisse haben und Bestätigung finden können. Doch das wollen Eltern leider oft nicht hören und sehen Matura plötzlich als einzigen Weg. Auch die Kinder selbst sagen dann das, was ihre Umgebung hören will und was in unserer Gesellschaft offenbar zunehmend als alternativlos beurteilt wird: „Ich will in eine weiterführende Schule gehen.“ Obwohl klar ist, dass sie dort nicht erfolgreich und glücklich werden, sondern bestenfalls hinterherhinken können. Obwohl es so viele wunderbare Berufe gibt, die bei Weitem erfolgversprechender sind.

Das führt manchmal – zum Glück nicht oft, aber es kommt immer wieder vor – zu Konflikten zwischen der Schule und Eltern. Manche nehmen ihre Kinder dann verfrüht aus der Schule und geben sie in eine Regelschule (meist in die Mittelschule des Sacré Coeur), in dem Glauben, dass dort endlich die erhofften Wunder passieren. Dann hören wir, das Kind brauche jetzt doch mehr Druck und mehr Vorgaben und mehr Rückmeldung in Form von Noten. Genau das ist aber nicht unser Konzept: Wir bieten den Kindern alles, was sie für einen Umstieg in weiterführende Schulen brauchen, wir haben hundertfach bewiesen, dass sie bei uns alles Notwendige bekommen, aber wir haben keine Druckmittel um sie zu zwingen, es auch zu nehmen.

In der Regelschule läuft es dann zwar auch nicht besser (es gab noch keinen Fall, in dem unsere Einschätzung falsch gewesen wäre), weil den Kindern trotz Notengebung das Lernen auch nicht leichter fällt und man draufkommt, dass es nicht mehr sondern weniger Unterstützung und Rückmeldung gibt, aber man kann sich zumindest einreden, man hätte alles versucht.

 

 

zum Weiterlesen:

Erwartungen an Eltern

Wenn die Schulzeit des Kindes möglichst störungsfrei ablaufen soll, müssen Schule und Elternhaus zusammenarbeiten. Das ist in einer freien Schule noch einmal wichtiger als in einer Regelschule, weil die Kinder nicht mittels Sanktionen zu Kooperation gezwungen werden können.

Eigener Lehrplan

Das generelle Ziel der Schule ist, die Kinder in 8 Jahren zu selbständigen, sozial kompetenten Jugendlichen zu erziehen, die Werte haben und vertreten. Sie nehmen ihre Verantwortung wahr, treffen Entscheidungen und können deren Konsequenzen einschätzen und tragen. Sie üben Rücksichtnahme gegenüber Schwächeren und behandeln ihre Umgebung mit Respekt.

Umsteigen in die Regelschule

Können die Kinder in normale Regelschulen umsteigen?

Ja. Zur richtigen Zeit. Das heißt, nach acht oder neun Jahren.