Methodik

Vorbereitete Umgebung

In der Neuen Schule gibt es keinen Fächerkanon und keinen Frontalunterricht, sondern gemeinsames Arbeiten an selbst gewählten Inhalten. Für die Kinder ist eine vorbereitete Umgebung geschaffen, die es ihnen ermöglicht, zu einem selbständigen Arbeiten zu finden. Die Arbeitsmaterialien müssen möglichst anregend sein, Interesse wecken und sie müssen vor allem in Ordnung und vollständig sein.

Die freie Wahl des Kindes hat Vorrang. Ein Kind, das sich bewusst einem Material zuwendet, wird nicht zu etwas anderem überredet. Einfluss wird da genommen, wo Kinder keine eigenen Entscheidungen treffen können oder treffen wollen. Die Anzahl der Wahlmöglichkeiten kann von Kind zu Kind unterschiedlich sein. Wählt ein Kind immer Dinge aus, die bei Weitem zu einfach oder auch bei Weitem zu schwierig sind, so wird der Rahmen eingeschränkt.

Arbeitsmaterial

Das Arbeitsmaterial Maria Montessoris ist einer der Grundpfeiler des Schulgeschehens, insbesondere bei den Kindern im Volksschulalter, weil es nichts besseres gibt, um Kindern selbständiges Begreifen zu ermöglichen. Darum sind die Montessori-Materialien praktisch zur Gänze vorhanden.

Wir vertreten aber keinen dogmatischen Ansatz, wir verwenden Lehrmaterial, wenn die notwendigen Voraussetzungen – Konzentration auf ein Thema, Reduktion der Angaben, keine unnötigen Informationen, guter Überblick, Selbstkontrolle – gegeben sind. Das können ebenso Montessori-Sekundärmaterialien, wie Karteien, Bücher und neu entwickelte Unterrichtsmaterialien sein. Wir entwickeln auch selbst Materialien und suchen ständig nach Methoden, um Inhalte interessant zu machen und für Kinder verständlich aufzubereiten. Wir orientieren uns auch an modernen Konzepten zur Begabungsförderung und den aktuellen Kognitionswissenschaften.

In den ersten Jahren arbeiten die Kinder in der Neuen Schule kaum abstrakt, sondern sehr materialorientiert. Je älter die Schüler werden, desto mehr wird auf abstrakte Inhalte umgestiegen. In den letzten drei Jahren werden auch öffentliche Lehrbücher verwendet, um die Jugendlichen auf den bevorstehenden Wechsel ins öffentliche System vorzubereiten. Die Wahl der Methode ist von Kind und Alter abhängig und beruht auf der Erfahrung der PädagogInnen. 

Eine Schule von 6 bis 15

Die Schule ist für die gesamte Pflichtschulzeit konzipiert (8-9 Jahre). Danach finden sich die Jugendlichen im Regelschulwesen oder in der Berufswelt erfahrungsgemäß hervorragend zurecht. Ihre Persönlichkeit ist dann bereits so gefestigt, dass ihnen auch die Methoden der öffentlichen Schule nichts mehr „anhaben“ können. Selbstvertrauen sowie soziale und menschliche Werte sind bis dahin meist so verinnerlicht, dass sie mit den meisten Situationen vorbildlich umgehen können. In den letzten zwei bis drei Jahren wird in Absprache mit Jugendlichen und Eltern speziell auf den Umstieg in eine Oberstufe oder in eine Lehre vorbereitet. Ein Wechsel dazwischen ist pädagogisch nicht sinnvoll und wird auch nicht unterstützt. 

 

Angebot statt Zwang

In der Neuen Schule finden, vor allem für die Älteren, Kurse statt, die die Erwachsenen anbieten, und die die Kinder – je nach Interesse, Alter und Wissensstand – besuchen. Ansonsten gibt es Freiarbeit, wo sich die Kinder mit selbst gewählten Inhalten beschäftigen und von den Betreuern individuell begleitet werden. Die Lerninhalte richten sich nach dem Entwicklungsstand des Kindes. Die Kinder bekommen genügend Zeit sich in die Gebiete zu vertiefen, die ihren aktuellen Interessensschwerpunkt bilden. Durch das Lernen aus eigenem Interesse und Antrieb werden Lerninhalte viel schneller aufgenommen und begriffen, als wenn diese den Kindern von außen auferlegt werden.

Manchmal braucht es Hilfe von außen

Entwicklungsschritte können in einem großen Rahmen variieren, aber wir verstehen das Motto Maria Montessoris „Hilf mir, es selbst zu tun“ auch so, dass bei einer starken Abweichung zur Normentwicklung, therapeutische Unterstützung sinnvoll sein kann (z. B. bei Teilleistungsschwächen wie Legasthenie, aber auch Wahrnehmungsstörungen oder Auffälligkeiten in Bewegungsabläufen), da sonst das Selbstbewusstsein des Kindes  leidet, seine soziale Integration gefährdet ist und seine Entwicklung verzögert wird.

Entscheidung für die ganze Familie

Die Neue Schule sieht sich als Angebot für Familien, die eine echte Alternative zum öffentlichen Schulsystem suchen; die frühe Bewertung, Notendruck, Leistungsstress, Üben an den Defiziten, Fehlervermeidung, hierarchisches Denken, Erziehung zu Konkurrenz und Wettkampf für ihre Kinder ablehnen. Und die bereit sind, auch innerhalb der Familie die in der Schule gelebten Werte umzusetzen. Deshalb ist es auch nicht möglich, ein Kind in die Neue Schule zu geben und ein anderes im öffentlichen Schulsystem unterzubringen. Die grundlegenden Zugänge zu kindlicher Entwicklung und zu Lernen sind zu verschieden und nicht innerhalb einer Familie authentisch lebbar. Man kann nicht ein Kind für gute Noten loben und dem anderen gleichzeitig erklären, dass Bewertung kontraproduktiv ist. Man kann nicht eines zu Hausaufgaben und vorgegebenen Themen zwingen und dem anderen mit Überzeugung sagen „Mach das, was dich am meisten interessiert.“

Digitale Welt verdrängt reale Welt

„Virtual reality“ ist ein irreführender Begriff, denn sie ist alles, nur nicht Realität. Sie ist die Phantasie eines Programmierers, dessen Ziel es ist, damit maximal Geld zu verdienen. Dieses Ziel ist erreicht, wenn seine Fiktionen spannender, interessanter und fesselnder sind als die tatsächliche Realität. Hier liegt der einzige Zweck – und er wird erreicht: Kinder, die in der digitalen Welt zu Hause sind, finden binnen kürzester Zeit alles, was die Wirklichkeit zu bieten hat, „faaad“. Das kindliche Interesse wird – sehr erfolgreich – von dem weggezogen, was Kinder interessieren sollte und was den Antrieb für Lernen darstellt: Das Verstehen und Begreifen der realen Welt. Um nichts anderes geht es im Pflichtschulalter: Die Welt verstehen lernen. Das wollen Kinder meist auch – aber sie wollen es mit hundert prozentiger Verlässlichkeit nicht mehr, wenn sie mit den schlagkräftigsten Methoden, die die moderne Technik zu bieten hat, von ihrem Weg abgebracht werden.

Buchempfehlungen zu unserer Pädagogik finden Sie in der Literatur-Liste.

zum Weiterlesen:

Eigener Lehrplan

Das generelle Ziel der Schule ist, die Kinder in 8 Jahren zu selbständigen, sozial kompetenten Jugendlichen zu erziehen, die Werte haben und vertreten. Sie nehmen ihre Verantwortung wahr, treffen Entscheidungen und können deren Konsequenzen einschätzen und tragen. Sie üben Rücksichtnahme gegenüber Schwächeren und behandeln ihre Umgebung mit Respekt.

Umsteigen in die Regelschule

Können die Kinder in normale Regelschulen umsteigen?

Ja. Zur richtigen Zeit. Das heißt, nach acht oder neun Jahren.

 

 

Für jedes Kind geeignet?

Oft stellen Eltern die Frage, ob Montessori für jedes Kind das Richtige ist. Gibt es Charaktere und Persönlichkeiten, für die die Neue Schule nicht passt?