Ordnung
Nach den Beobachtungen Maria Montessoris gibt es eine sensible Phase für Ordnung. Es ist die Zeit, in der die Kinder – meist noch bevor sie zwei Jahre alt sind – Bausteine nach Farben sortieren und sehr empfindlich auf Störungen ihrer Ordnungsstrukturen reagieren. Situationen, die sie nicht einordnen können oder die nicht zu ihrer inneren Ordnung passen, rufen oft heftige Reaktionen hervor. Auch wenn die kindliche Ordnung sich nicht an den selben Kriterien orientiert wie die von uns Erwachsenen, so ist sie doch ein sehr wichtiger Schritt zur Entfaltung der Persönlichkeit: „Von der äußeren zur inneren Ordnung“ heißt es.
Eine geordnete Umgebung ermöglicht den Kindern Ordnungsprinzipien aufzubauen, die unerlässlich für die spätere Entwicklung sind. Naturgesetze sind Ordnung, Zusammenleben folgt Ordnungen, Schrift ist Ordnung, Mathematik ist Ordnung.
Unordnung ist kein kindliches Bedürfnis!
Auch wenn es nicht immer auf den ersten Blick so aussieht – Chaos ist für Kinder uninteressant: Am Boden herumliegende Gegenstände interessieren Kinder nur sehr kurzfristig. Am faszinierendsten ist – auch schon für die Allerkleinsten – klar Geordnetes. Eine Umgebung, in der alles wild herumkugelt und von verschiedenen Kindern immer wieder aufs Neue durcheinander gebracht wird, ist das Gegenteil von kindgerecht. Ein Zimmer, in dem schon wir Erwachsene uns schwer tun, den Überblick zu bewahren, ist für Kinder vollkommen undurchschaubar und hat nichts attraktives. Kinder wollen lernen, ihre Umgebung zu durchschauen, einzuordnen und zu beherrschen, und das ist im Chaos unmöglich. Hier brauchen sie unsere Hilfe, weil sie noch nicht alleine Ordnungen schaffen können.
Auf Ordnung wird in der Schule großer Wert gelegt. Jedes Kind räumt das, was es genommen hat, wieder dahin zurück, wo es hin gehört. Jedes Ding hat seinen Platz, nichts bleibt liegen. Nur so ist gewährleistet, dass auch das nächste Kind „seine Welt“ in Ordnung vorfinden kann und die Gewissheit hat, sich auf die Umgebung verlassen zu können. Diese Sicherheit ist unerlässlich, wenn man sich wohlfühlen will. Ordnung ist die Grundlage für ein Vertrauen in die Umgebung, in die Mitmenschen und so nicht zuletzt in sich selbst.
Meist ist sehr deutlich zu beobachten, dass Kinder, die sich mit dem Einhalten äußerer, konkreter Ordnungen bei den Verrichtungen des täglichen Lebens schwer tun, die selben Schwierigkeiten bei abstrakten Tätigkeiten haben.
Eine der Grundregeln in Alternativschulen ist das Prinzip des Aufräumens. Besucher der Neuen Schule äußern immer wieder ihr Erstaunen über die Ordnung, die überall herrscht. Um die 60 Kinder bewegen sich frei im ganzen Gebäude, und nirgends liegt etwas herum, alles ist an seinem Platz. Das ist nur möglich, weil von den Erwachsenen darauf geachtet wird: Es gehört zur Achtsamkeit und zum Respekt der Umgebung und den anderen gegenüber, die Dinge, die man hergeräumt hat, auch wieder weg zu räumen. Dies ist oft ein jahrelanger Lernprozess. Eine Arbeit oder ein Spiel ist erst dann beendet, wenn alles wieder in Ordnung ist.
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Schreibentwicklung
Der Weg zur Beherrschung der Schriftsprache läuft in Montessorischulen anders ab als im herkömmlichen System.
Schulparlament
Bei uns entscheiden nicht nur die Erwachsenen. Es gibt verschiedene Ebenen, wo die SchülerInnen mitbestimmen können. Um Kindern demokratische Entscheidungsstrukturen lebendig erlebbar zu machen, findet ein Mal pro Woche das sogenannte „Schulparlament“ statt.