Schreibentwicklung

Der Weg zur Beherrschung der Schriftsprache läuft in Montessorischulen anders ab als im herkömmlichen System.

Beginnen Kinder zu schreiben, schreiben sie zuerst phonetisch. Das bedeutet, dass sie die Symbole so setzen, wie sie die Laute hören. Dehnungen und Schärfungen werden noch nicht berücksichtigt, s/ss/ß noch nicht umgesetzt und Laute wue „eu“ oft als „oi“ geschrieben – so, wie man es eben hört.

Wir lassen Kinder relativ lange phonetisch schreiben. In der ersten Phase des Schriftspracherwerbs ist uns wichtig, dass sie sich ungehemmt schriftlich ausdrücken können. Sie sollen die Freude an der Schrift entdecken, sie sollen es genießen, ihre Gedanken schriftlich auszudrücken, ohne durch Hinweise auf Fehler gebremst zu werden. Kinder, denen jedes Wort rot unterstrichen wird, lernen oft, sich auf einen ganz geringen Wortschatz zu reduzieren und nur mehr die Worte zu verwenden, deren Schreibweise sie sicher kennen. Es ist sehr schwer, aus so einer Lösungsstrategie später wieder einen ansprechenden, reichen Stil zu entwickeln.

Darum wird die Rechtschreibung bei uns später bearbeitet. Erfahrungsgemäß lernt etwa die Hälfte der Kinder „ganz von alleine“ rechtschreiben. Sie merken sich die Wortbilder von dem, was sie lesen. Die andere Hälfte muss Rechtschreibregeln lernen, muss verstehen, was Dehnungen und was Schärfungen sind und manche Wörter auch einfach auswendig lernen. Vieles ist in der deutschen Sprache ohnehin phonetisch (man hört den Unterschied des o bei z.B. „holen“ und „wollen“), aber manches muss einfach gelernt werden (es gibt z.B. keinen einfachen oder hörbaren Grund – außerhalb der historischen Linguistik – warum man „Käfer“ schreibt und nicht „Kefer“).

Korrigiert wird immer nur, was bereits eingeführt wurde. Wenn ein Kind beispielsweise gelernt hat, was ein Nomen ist, dann wird die Groß- und Kleinschreibung verbessert. Aber nicth alles andere, was möglicherweise auch noch falsch ist. Auch hier gilt Montessoris Ansatz der „Isolation“.

Wenn die Kinder die Schule verlassen, müssen sie selbstverständlich auch richtig schreiben können, aber dieser Prozess ist eher einer der Sekundaria.

zum Weiterlesen:

Schulparlament

Bei uns entscheiden nicht nur die Erwachsenen. Es gibt verschiedene Ebenen, wo die SchülerInnen mitbestimmen können. Um Kindern demokratische Entscheidungsstrukturen lebendig erlebbar zu machen, findet ein Mal pro Woche das sogenannte „Schulparlament“ statt.

Vermeidungshaltung

Vermeidungsstrategien sind Kindern nicht angeboren. Kein Kind kommt mit einem Bewusstsein für Fächertrennung auf die Welt und kein Neugeborenes entscheidet, dass es seine Muttersprache nicht lernen möchte.

Fremdsprachen

Kinder haben ein angeborenes Bedürfnis zur Kommunikation. Jedes Kind will Teil der Gemeinschaft sein und mit seiner Umgebung in Kontakt treten.