Lehrplan
Wie lässt sich eure Methode mit dem öffentlichen Lehrplan vereinbaren?
Das generelle Ziel der Schule ist, die Kinder in 8 Jahren zu selbständigen, sozial kompetenten Jugendlichen zu erziehen, die Werte haben und vertreten. Sie nehmen ihre Verantwortung wahr, treffen Entscheidungen und können deren Konsequenzen einschätzen und tragen. Sie üben Rücksichtnahme gegenüber Schwächeren und behandeln ihre Umgebung mit Respekt. Und sie sind in der Lage, gut in unserer Gesellschaft zu bestehen, das heißt, einen Bildungsweg im öffentlichen System (Oberstufe, Fachschule, Berufsschule,…) zu verfolgen. Darauf bereiten wir die Jugendlichen vor.
Anderer Lehrplan
Unsere Schule folgt nicht dem öffentlichen Lehrplan. Wir haben – wie die meisten Alternativschulen – einen eigenen Lehrplan. Er nennt sich Glocksee-Lehrplan und ist – gemeinsam mit einem Differenzlehrplan, der die Brücke zum öffentlichen bildet – dem öffentlichen Lehrplan gleichgestellt.
Das gibt uns die Möglichkeit, den Kindern Spielraum für ihre eigenen Entwicklungsbedürfnisse zu lassen. Sie müssen nicht alle zum gleichen Zeitpunkt die Buchstaben oder die Grundrechenarten lernen, sondern tun das, wozu sie sich gerade am meisten hingezogen fühlen. Dadurch, dass sie aus ihrem eigenen Interesse heraus entscheiden, womit sie sich beschäftigen wollen, lernen sie viel schneller, als wenn der Stoff von außen „aufgezwungen“ wird.
An der „Schnittstelle der Schulsysteme“, also am Ende der Pflichtschulzeit, müssen die Jugendlichen ein vergleichbares Wissen aufweisen, wie die SchülerInnen öffentlicher Schulen. Das gelingt uns gut!
In manchen Bereichen weiter, in anderen weniger weit
Natürlich kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Kinder zwar nach ihrem eigenen Tempo und ihren eigenen Interessen arbeiten, gleichzeitig aber jederzeit exakt den Stand der Regelschule haben. Was die Allgemeinbildung angeht, sind die SchülerInnen aus Alternativschulen meist weiter. Durch die Fülle von naturwissenschaftlichen Materialien, Büchern, Anleitungen, Experimenten, die frei zur Verfügung stehen, kennt jedes Volksschulkind die Länder der Welt, hat einen Überblick über Menschheitsgeschichte, Politik, Biologie, Physik und Chemie. Weniger weit sind die Kinder meist im Bereich der Rechtschreibung, weil wir die anfangs nicht verlangen. Die Kinder schreiben in den ersten Jahren lautgetreu und eignen sich erst nach und nach die Regeln der Rechtschreibung und Grammatik an. Sie müssen die deutsche Schrift beherrschen, wenn sie die Schule verlassen, aber sie müssen sie nicht am Ende der Volksschule können.
Auch die Grundrechenarten machen sie erst später auf der rein abstrakten Ebene. Bis zur vierten Schulstufe bearbeiten sie sie mit Montessori-Material. Da die Grundlagen aber gut gefestigt sind, holen sie eventuelle „Rückstände“ im Vergleich zum öffentlichen Lehrplan immer wieder auf. Wir achten darauf, dass das Wissen der SchülerInnen nach acht Jahren – wie auch gesetzlich gefordert – dem von AbsolventInnen öffentlicher Schulen entspricht. Damit haben wir beste Erfahrungen gemacht.
Qualität vor Quantität
Es ist richtig, dass die Kinder in Alternativschulen quantitativ gesehen weniger lernen als in der öffentlichen Schule. Aber sie vergessen auch weniger: Was sie einmal verstanden haben, das sitzt meist für immer. Es bringt wenig, fünf Stunden am Tag zu lernen, wenn drei Stunden davon meist schon nach kurzer Zeit wieder vergessen sind. Es ist unsinnig, viele Stunden täglich „abzusitzen“, wenn man einen Teil der Zeit davon gelangweilt vor sich hin träumt, wartet, dass die Zeit vergeht, und wenig mitbekommt.
In der „Neuen Schule“ lernen die Kinder weniger lang, dafür effizienter, weil interessierter und konzentrierter. Ein Kind, dass zweieinhalb Stunden lang intensiv gearbeitet hat, braucht ohnehin eine Pause. Weitere Lern-Stunden von ihm zu fordern, ist kontraproduktiv, verdirbt Freude und Motivation und lehrt ihm nur „abzuschalten“.
Keine Sorge, es funktioniert
Bei verantwortungsvoller Begleitung können Kinder aus reformpädagogischen Schulen ihr Potential optimal nützen und ihre Persönlichkeit bestmöglich entfalten. Nicht umsonst sind schon viele reformpädagogische Ansätze in die öffentlichen Schulen eingeflossen: Freiarbeitsphasen, Montessori-Material, Lernen mit Bewegung, soziale Spiele,…
Es braucht acht Jahre
Uns ist wichtig zu betonen, dass die Schule auf acht Jahre ausgelegt ist: Nach diesen acht Jahren ist der Standard unserer Schüler zumindest so hoch wie der von Abgängern öffentlicher Schulen. Zwischendurch folgen wir jedoch nicht dem österreichischen Lehrplan, so dass nicht erwartet werden kann, dass die Kinder jederzeit nahtlos ins Regelschulsystem wechseln können. Es wäre nicht realistisch, einerseits Freiheit der Wahl und Lernen aus eigenem Interesse zu befürworten und anderseits eine am Regelschul-Lehrplan orientierte Nivellierung vorauszusetzen.
zum Weiterlesen:
Umsteigen in die Regelschule
Können die Kinder in normale Regelschulen umsteigen?
Ja. Zur richtigen Zeit. Das heißt, nach acht oder neun Jahren.
Unsere Stärken - unsere Schwächen
Nachdem es unsere Schule schon seit 2004 gibt, können wir gut einschätzen, was wir können – und auch, was wir weniger können.
Und danach?
Stimmen von AbsolventInnen
Ein Großteil unserer Schülerinnen und Schüler steigt in Oberstufenrealgymnasien oder berufsbildende Schulen um und findet sich dort hervorragend zurecht. Manche suchen eine Lehrstelle. Noch jedes Kind hat seinen Weg gemacht.